Du liebst die Atmosphäre der Feiertage: Wir sitzen im flackernden Kerzenlicht, das Blumen aus Mutters Garten und das alte Silberbesteck erhellt, das es schon gab, bevor wir geboren wurden. Der Duft von geschmortem Rindfleisch mit Sauerkraut erfüllt den Raum, dazu ein Salat mit Essig, salzigem Ziegenkäse und karamellisierten Walnüssen.
Du magst aber auch die Tage nach den Festen, wenn wir kaum etwas tun, als in unserer kleinen Wohnung hin- und herzuwandern, nebeneinander auf dem abgewetzten weinroten Sofa zu sitzen und belanglose Fernsehsendungen laufen zu lassen, ohne wirklich hinzusehen – genau wie immer an solchen Tagen. Auch Mutters Kirschmichel mit Vanillesoße, den sie aus übrig gebliebenem Brot zaubert, schmeckt dir jetzt. Früher hast du ihn als „Arme-Leute-Essen“ verspottet, doch nach Jahren fern der Heimat, nach all den schönen und schmerzlichen Erfahrungen, liebst du diesen vertrauten Geschmack.
Du schätzt besondere wie gewöhnliche Tage, einfache Gerichte ebenso wie das Herbe der Kirschschalen, die Süße der Vanillesoße und die leichte Säure frisch gereifter Kirschen. All die Jahre deiner Jugend, all die Nuancen des Lebens stecken in jeder Schicht von einem Auflauf aus den Resten des Festessens – und du liebst sie alle.
Juni 2025
Aus der Pappenheimer Wirtschaft
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