Hamburg hat in dieser Jahreszeit seine Regenlieder.
Ich sitze am Fenster unseres kleinen Hauses und sehe den feinen Niesel über den weiten Garten tanzen; der Regen wäscht den weißen Staub von den Pflaumen, die längst violett schimmern. Wärst du hier,
würdest du jeden Tag unseren Pflaumenbaum betrachten wie ein stilles Ritual – genau so, wie Mutter deinen Namen wiederholt, ein Refrain in unserem Lieblingslied über die Julischauer.
Der Regen zieht vorüber, der Sommer bleibt.
Er wird so klar wie in die Hundetage des Summers, wenn ein flimmernder Stern dicht bei der Sonne steht. An solchen Tagen finde ich mich unter dem Vordach unseres Stammlokals, lösche meinen brennenden Durst Krug um Krug, koste krossen Zwiebelrostbraten mit saftigem Fleisch – eine Juli‑Spezialität der Pappenheimer Wirtschaft. Und manchmal sitze ich unter der Liguster am alten Feldweg, den wir einst entlanggingen, berauscht vom intensiven Duft jener weißen Blüten, so weich wie Schnee.
Der Sommer bleibt; die Regenfälle mitten im Juli stören nicht. Jeder Tropfen erinnert Mutter und mich an dich – weil wir die Schauer an schwülen Tagen liebten, weil wir an milden Abenden am Lokal vorbeigingen, weil wir Mal in stillen Hundetage‑Nächten nebeneinanderlagen und den Sternen beim Wenden zusahen.
Hamburg hat in dieser Saison ungezählte Regenmelodien: Der Regen fällt, die Sonne bricht hervor, wie ein vertrauter Refrain. Er ruft die Male wach, als du im Regen heimkehrtest, ruft einen fernen Stern, der immer noch am Himmel leuchtet.
Kommt Regen, kommt Sonne – und vielleicht auch alle Erinnerungen.
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