Im warmen Frühlingslicht, das durch die Fensterscheiben fiel, zeichnete sich ein schmaler Sonnenstreifen quer durch das kleine Lokal Pappenheimer Wirtschaft – genau auf die Dinge, die N. mit liebevoller Sorgfalt arrangiert hatte: das Blumengesteck vor der Tür, ein Teller mit filigranem Muster, farblich abgestimmt auf die schmale Vase daneben, in der zarte violette Chrysanthemen und weiße Schleierkrautblüten standen.
J. setzte sich an Tisch Nummer 5 – ihren Lieblingsplatz. Sie strich die Falten auf der Speisekarte glatt, eine feine Staubschicht hob sich im goldenen Licht. Ihre Gedanken schweiften ab zu einem früheren Rendezvous mit dem Surfer – seine sonnengebräunte Haut, das Bild, wie sie gemeinsam am Meer entlanggingen, Hand in Hand. Ein ferner Gedanke, den sie mit einem kleinen Kopfschütteln wieder vertrieb.
Draußen nahm ein älteres Ehepaar an einem Tisch mit rotkarierter Decke. Die Frau beugte sich vor, flüsterte ihrem Mann etwas zu. Sonnenstrahlen tanzten in ihrem silbergrau durchzogenen Haar und malten Lichtpunkte auf das Gesicht des Mannes, der die Augen zusammenkniff. Die instrumentale Musik im Hintergrund verklang mit dem letzten Ton.
J. erhob sich, trat hinaus in die kühle Luft des Frühlings und schenkte dem Stammgast neben der Treppe ein Lächeln – noch gefangen in der Schönheit der Szene, auch wenn sie längst wusste, dass die Wirklichkeit immer ein wenig anders ist als das, was man sich erträumt.
Ein Aprilmorgen aus der Pappenheimer Wirtschaft mit Liebe.
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