Du warst irgendwo in den ersten Augusttagen vor vielen Jahren – halb träumend in einer Hängematte, die zwischen uralten Kiefern hing. Meereswind brachte den stechenden Geruch von Fisch bis zu deinem Lager und erinnerte dich an eine knusprig-salzige Fischhaut, wie du sie noch nie gekostet hattest. Du watetest durch seichtes, glasklares Wasser, bunte kühle Kiesel unter deinen Füßen, auf dem Weg in den smaragdgrünen Wald, hinein in ein Dorf, das die moderne Welt kaum berührte. Dort aßest du klebrigen Reis aus Bambusrohren und gebratenes Waldgemüse – ein Duft, der sich dir unauslöschlich einprägte und den du dir sehnlichst noch einmal wünschtest. Mittags sang die Brandung gleichmäßig, nachts nagte sie unruhig an der Bucht: ein Ort so friedlich und schön, dass du vergaßest, mir und Mutter zu schreiben, die langen Regen, die den Kreidestaub von halbreifen Birnen abwuschen, den bittersüßen Geschmack der Pflaumen im Sommer.
Ich blieb in Hamburg, während der Sommer langsam in den August glitt – ein leiser Regenmonat, ein flammender Sonnenmonat, ein Monat der Streifzüge über Straßen, auf denen das erste trockene Laub wehte. An solchen Tagen fragte ich mich, ob du wusstest, dass die nordische Schwüle mich nachts wachhielt, oder dass plötzliche Schauer mich weckten und ich nicht mehr einschlief, bis dein Stern im Morgengrauen erlosch. Dann saß ich nur im Stammlokal, trank ein Glas Gutmann, aß weichen Zwiebelrostbraten in dunkler Biersoße und lauschte den Flüstern über Stürme, durch die wir einst gezogen waren.
Ja, wir waren beisammen in solchen Unwettern, weit fort; wir verirrten uns in den alten Gassen einer Stadt, die sich an windgepeitschte Hügel schmiegte, aßen Gerichte, die wir unzählige Male oder nur ein einziges Mal kosteten – und liebten sie alle: Bremerhavener Fischfrikadellen in regennassen Nächten, Forelle Müllerin an heißen Sommertagen, milde Krüge Mahrs Ungespunden, bitteres und dann süßes Meisterbier. Und so lieben wir den Geschmack unserer Heimat umso mehr.
Aus der Pappenheimer Wirtschaft mit Liebe
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