Bring mich in deinen Sommer

Bring mich zum See, dorthin, wo das Leben wie ein trockenes Blatt auf den kräuselnden Wellen treibt und das Rauschen der hohen Birken alles umhüllt. Dort sehe ich dich am liebsten: ausgestreckt auf dem feinen weißen Sand, Sonnen­schweiß glitzert auf deiner gebräunten Haut, ein Buch liegt offen auf deiner Brust; du dämmerst ein, erwachst kurz, wenn ein Windhauch vorbeiweht.

 

Bring mich zum See, damit wir die meerblaue Picknickdecke ausbreiten, die wir auf jener fernen Sommerreise gekauft haben. Wir essen süße Früchte aus dem Garten, nehmen einen Schluck Mahrs Ungespunden – erst bitter wie gerösteter Kakao, dann süß wie Malz – und blicken hinüber zum anderen Waldrand, den wir noch nie erkundet haben.

 

Führe mich am kleinen Bach entlang zu einem Bauernhof, an riesigen goldenen Heuballen vorbei, deren Duft mich an die Sommer meiner Kindheit erinnert. Damals wussten wir kaum mehr als das Aroma frischgebackener Brote am Morgen und träumten davon, in eine schillernde Stadt zu ziehen.

 

Bring mich nach Hamburg, über die kleinen Brücken, die den stillen Fluss überspannen, wenn der Sommer erwacht. Lass uns unter einem Bushäuschen Schutz suchen, wenn ein kurzer Platzregen in der Nacht niedergeht. Dann werden wir den heimatlichen, leicht säuerlich-salzigen Geschmack des fränkischen Wurstsalats noch mehr schätzen und den Malzgeruch des frisch geernteten Getreides im Greif Hell, das wir an einem ruhigen Abend in unserem Stammlokal trinken.

 

Bring mich in deinen Sommer: zum See, durch enge Gassen, mitten hinein in die Menschen­menge des Straßenfests im Juni. Lass uns nebeneinander sitzen, die warme, nach Regen duftende Erde einatmen – und einfach da sein.

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