Der August liegt ausgestreckt auf dem Gras unseres kleinen Gartens, doch die Abende haben schon einen kühlen Saum. In diesen Tagen entsteinen Mutter und ich versunken die Pflaumen in der Küche. Der zarte Wechsel von Süße und Säure lässt mich an dich denken – an einen Augusttag vor vielen Jahren, in derselben engen Küche, wie du die Pflaumenstücke sorgfältig in Gläser schichtetest und oben etwas Zucker verstreutest. Das letzte Licht des Tages webt Blumen aus dem Vorhang in dein dunkelbraunes Haar, auf die feine Falte, die erscheint, wenn du mich anlächelst; Dampf beschlägt die Fensterscheiben, und draußen verströmen Orangen- und Zitronenblüten den schweren Duft des Sommers.
Regen kommt, Sonne kommt: Unser Garten glänzt und trocknet dann im Wind, und ich denke an deine zwischen Kiefern gespannte Hängematte, an das Salz, das deine Lippen rau machte, an eine Postkarte aus einem Jahr, das sich schon weit entfernt anfühlt.
„Bald“, schreibst du immer, als wolltest du die nördliche Zeit vergehen lassen wie Seiten in einem stillen Buch – wie Postkarten, die glitzernd auf der Fensterbank hängen, unter den Mörser mit dem Rosmarin geschoben, auf dem frischen Laken in deinem Zimmer, dessen Fenster stets einen Spalt offensteht, als könnte die Alster selbst hereinatmen.
Wenn du kommst, gehen wir langsam: am Wasser entlang, durch den schmalen Durchgang, der zwei Häuser verbindet, dorthin, wo das Licht an späten Sommertagen schimmert wie Meeresleuchten auf
Fischschuppen. Wir erzählen nicht alles. Manches heben wir auf, wie Eingekochtes für den Winter, wie das süße Pflaumenstück im Topfenpalatschinken, den wir an warmen Kerzenlichtabenden im Dezember in
unserem Stammlokal essen. Und falls der Sturm länger bleibt, bleiben wir auch – am Fenster, beim leisen Kochen der Pflaumen, bis der Morgen die Töpfe silbern färbt.
Der Regen fällt, die Sonne kommt. Diesmal bleiben wir in der Mitte stehen und lassen beide passieren, genauso wie Hamburg hält die Tür einen Spalt offen.
Aus der Pappenheimer Wirtschaft mit Liebe,
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